Kürzungen in den Freiwilligendiensten für den Jahrgang 2024/25

Kürzungen in den Freiwilligendiensten für den Jahrgang 2024/25

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Über 10 Prozent der Einsatzstellen können nicht besetzt werden

Trotz der Rücknahme der Kürzungen im Bundeshaushalt 2024 kommt es zu realen Kürzungen der Plätze für das FreiwilligeSoziale Jahr und den Bundesfreiwilligendienst im Freiwilligen-Jahrgang 2024/25. Die LKJ SH e.V. kann im kommenden Jahr mehr als 10 Prozent der Einsatzstellen nicht besetzen, weil die Förderung des Bundes gekürzt wurde. Dr. Christian Schmidt-Rost, Geschäftsführer der LKJ SH e.V., erklärt: „Das ist sehr bitter für unsere Koordinatorinnen, die alle Stunden reduzieren müssen und damit Gehaltseinbußen erfahren. Kündigungen können wir gerade eben so vermeiden. Vor allem ist es aber sehr enttäuschend für die jungen Menschen, die einen Freiwilligendienst leisten wollen, und die Einsatzstellen. Denn das Interesse von jungen Menschen und Einsatzstellen am Freiwilligendienst in Schleswig-Holstein war ohnehin schon größer als die Zahl der Freiwilligendienstplätze, die zur Verfügung standen“. Im folgenden Interview erläutert Schmidt-Rost, die Auswirkungen noch etwas genauer.

Wie sind die Kürzungen zu erklären, wo doch die geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt 2024 zurückgenommen wurden?

Das zentrale Problem ist, dass die Freiwilligendienste in der Regel von September bis August des Folgejahres laufen und der Bundeshaushalt pro Kalenderjahr aufgestellt wird. Leider konnte sich das Bundeskabinett nicht darauf einigen, auch in der mittelfristigen Finanzplanung die Kürzungen der Gelder für die Freiwilligendienste für das Haushaltsjahr 2025 zurückzunehmen. Das führt dazu, dass das zuständige Bundesministerium, nur so viele Freiwilligenplätze für den im September startenden Jahrgang finanzieren kann, wie sie auch nach aktueller Finanzplanung in 2025 bezahlen können. Denn es muss sichergestellt sein, dass alle Freiwilligen, die einen Dienst beginnen, diesen auch beenden können.

Wofür werden denn die Fördermittel aus dem Bundeshaushalt überhaupt gebraucht?

Im Jugendfreiwilligendienst sind neben der Engagement-Zeit in der Arbeitsstelle auch 25 verpflichtende Seminartage gesetzlich vorgeschrieben. Diese organisieren wir als LKJ SH e.V. für die Freiwilligen, die ihren Dienst in den Bereichen Kultur, Politik und Bildung absolvieren Außerdem begleiten unsere Koordinatorinnen die Freiwilligen und die Einsatzstellen durch das Freiwilligenjahr. Das Freiwilligenjahr beginnt mit der Planung im Dezember des Vorjahres. Da wird abgefragt, ob die Einsatzstellen im folgenden Jahrgang dabei sein wollen. Bis Januar aktualisieren die Einsatzstellen dann ihre Profile auf der Internetplattform freiwilligendienste-kultur-bildung.de. Ab 15. Januar werden die Stellen freigeschaltet und junge Menschen können ihre Bewerbung für bis zu sechs Stellen ausfüllen. Ab Ende März sichten die Einsatzstellen die Bewerbungen und vereinbaren Kennenlerngespräche mit den jungen Menschen. Im Mai werden die Verträge zwischen Einsatzstelle, Freiwilligen und LKJ SH e.V. erstellt und unterschrieben. Es ist quasi eine Dreiecksbeziehung, die da vereinbart wird. Im September, nach zehn Monaten Vorbereitung, starten die Freiwilligen dann schließlich in den Einsatzstellen. In der Regel treffen sich die Freiwilligen im Oktober zu ihrem ersten Seminar für eine Woche auf in der IBJ Scheersberg. Weitere einwöchige Seminare folgen im Januar, März und zum Abschluss im Juni/Juli. Dazwischen können die Freiwilligen noch aus weiteren Bildungsangeboten auswählen und kommen so auf 25 Seminartage. Zwischen November und März besuchen unsere Koordinatorinnen einmal alle Freiwilligen in ihrer Einsatzstelle. Dort führen sie ein Gespräch mit ihnen und den Verantwortlichen in den Einsatzstellen. Aber auch jenseits dessen sind die Koordinatorinnen immer als Ansprechpartnerinnen bereit, Unabhängig davon stehen die Koordinatorinnen immer als Ansprechpartnerinnen bereit, wenn es einmal zwischen Einsatzstelle und Freiwilligen nicht so laufen sollte. Die Arbeitszeit der Koordinatorinnen sowie die Kosten, die durch die Bildungstage entstehen, werden zu wesentlichen Teilen durch die Förderung des Bundes gedeckt. Zudem erhalten wir  noch etwas Unterstützung vom Land Schleswig-Holstein. Weil die öffentliche Förderung aber in den letzten Jahren gleichgeblieben ist und die Kosten massiv gestiegen sind, müssen wir nun auch die Einsatzstellen noch mehr an den Kosten für das gesetzlich vorgeschriebene pädagogische Begleitprogramm beteiligen.

Sie sprachen gerade davon, dass die Bewerbungsphase bis Ende März geht. Können sich junge Menschen jetzt noch für einen Freiwilligendienst bewerben?

Ja, das Portal ist noch offen und junge Menschen können sich sehr gerne noch anmelden und bei Einsatzstellen bewerben. Ohnehin ist der Gesamtprozess dieses Jahr etwas verschoben, weil wir aufgrund der späten Verabschiedung des Bundeshaushalts erst diese Woche erfahren haben, wie groß unser Kontingent für den Jahrgang 2024/25 ist. Die damit verbundenen Unsicherheiten waren für alle Beteiligten äußerst nervenzehrend.

Gilt das eigentlich nur für die Freiwilligendienste im Bereich Kultur und Bildung?

Nein, alle Träger von Freiwilligendiensten – also auch in der Wohlfahrt, Jugendhilfe, Sport – sind von diesen Kürzungen betroffen. Vielen Dank für das Gespräch.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Dr. Christian Schmidt-Rost

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